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Oktober 2019

Ein Familiensonntag auf dem Hörnli

Bei goldenem Herbstwetter erkunden wir die Natur und Tiere auf dem Hörnli.

Der Wetterbericht verspricht sonniges Herbstwetter und wir finden, dass wir das unbedingt für eine schöne Wanderung nutzen müssen. Die Frage ist nur: wohin des Weges? Also setzen wir uns am Samstagabend mit unseren Wanderkarten, Büchern und Nachschlagewerken an den Küchentisch und hecken einen Plan aus.

Meinem Mann fällt ein kleines Handbuch von seinem Grossvater in die Hände. Er blättert kurz darin und sagt: «Ich hab’s! Wir gehen morgen aufs Hörnli!» Die Kinder kichern und Mips sagt, sie wolle doch nicht in einem Teller wandern gehen – obwohl die Vorstellung von so viel Apfelmus durchaus seinen Reiz hätte. Wir beruhigen sie und erklären, dass wir nicht vom typischen Schweizergericht «Ghackets mit Hörnli» sprechen, sondern vom 1133 Meter hohen Hörnli, das komplett im Kanton Zürich liegt und den bereits Papi im Alter von vier Jahren zusammen mit seiner Familie bewandert hat. Also der ideale Familienwanderberg. Wir finden die Idee super!

In den Fussstapfen des Urgrossvaters mit dessen Pilz- und Wiesenblumenkompass, Proviant und Windjacken ausgerüstet, starten wir am Sonntagvormittag bei schönstem Sonnenschein in Richtung Hörnli. Vom Bahnhof Steg aus folgen wir den gelben Wegweisern beim Backsteinhaus, die uns mitteilen, dass wir von hier in einer Stunde und 25 Minuten das Hörnli erreichen werden. Selbstverständlich wissen wir, dass es mit unserer fünfjährigen Tochter vermutlich doppelt so lange dauern wird, aber das nehmen wir gerne in Kauf. Schafe blöken uns freundlich an, von weitem sehen wir Alpakas weiden. Die Hörnli Besteigung hat begonnen!

Obwohl der Weg bereits am Anfang steil ist, sind die Mädchen motiviert und freuen sich, die gleiche Wanderroute zu gehen, wie ihr Papi als er noch ein kleiner Junge war. Obwohl die Strasse zum Hörnli autofrei ist (bis auf ein paar wenige Ausnahmen), entscheiden wir uns für den Wanderweg, der sich in kleinen Serpentinen durch Wald und Wiesen schlängelt. Weil es da mehr zu entdecken gibt und wir uns keine Sorgen machen müssen, dass uns die bergab brausenden Trottinettes (diese können gegen eine Gebühr im Berggasthaus Hörnli gemietet werden) erfassen könnten.

Tatsächlich dauert es nicht lange, bis wir den ersten Pilz aufspüren und sofort mit den Bildern in Urgrosspapis Buch vergleichen. Ein Schopftintling! Wir überlassen unser Forschungsobjekt der Natur und wandern weiter über Stock und Stein, immer weiter bergauf. Wir versprechen Mips eine Pause, sobald die nächste rote Sitzbank am Wegrand aufleuchtet. Die Bank lässt nicht lange auf sich warten und auch wir Erwachsenen sind froh um einen Schluck Wasser und ein paar Nüsse. Gestärkt geht’s weiter.

Wir spazieren nun dem Hauptsträsschen entlang und erreichen einen mit Blumen geschmückten Bauernhof auf dem «Tanzplatz» mit schönster Aussicht auf das Zürcher Oberland, einem Hoflädeli und seltenen Tierarten – die Tiere kommen wie gerufen, denn die Kinder sind langsam erschöpft und wollen endlich im Restaurant ihre wohlverdiente Schorle trinken. Die schwarzen kleinen Bergschweine mit ihren sanften Steckdosenrüsseln tun es uns besonders an.

Nun steht uns gemäss gelber Tafel noch 30 Minuten Endspurt bevor. Es wird steil, aber mit dem Aufstieg nimmt auch die fantastische Aussicht zu und zum Glück haben wir daran gedacht, ein Seil einzupacken. Die Mädels lassen sich noch ein wenig den Berg hochziehen bis wir endlich die Antenne erblicken, die bis vor Kurzem noch ganz klein war. Wir haben es geschafft! Endlich stehen wir auf dem Hörnli! Ein freier Platz auf der sonnigen Terrasse vor dem Berggasthaus Hörnli scheint extra auf uns zu warten. Wir sind uns einig, dass wir etwas Richtiges essen wollen und irgendwie liegt auch auf der Hand was: Ghackets mit Hörnli!

Nach der Stärkung spielen die Kinder noch eine Weile auf dem Spielplatz und mein Mann und ich bewundern die traumhafte Aus- und Weitsicht in die Berge. Zum Glück haben wir unsere Windjacken eingepackt. Ein hartnäckiger Wind versucht mit aller Kraft, unsere Mützen vom Kopf zu blasen. Er schafft es fünf Mal bei Maus, die sich ein Spiel daraus macht.

Froh über unseren Entscheid, den Sonntag auf dem Hörnli zu verbringen, marschieren wir im Laufschritt und gut eingepackt in Richtung Tal. Die Tiere sind bereits im Stall, als wir nochmals an ihren Gehegen vorbeikommen und wir erinnern uns sogar an den Namen der lilafarbenen Blumen, die uns von der Wiese zuzuwinken scheinen. Herbstzeitlosen. Laut Urgrosspapis Wiesenblumenkompass blühen sie zwischen August und November. Die Chance ist also gross, dass wir sie dieses Jahr nochmals antreffen werden.

 

Aufstieg von Steg aus: 2 h 15 min mit zwei bewanderten Kindern im Alter von 5 und 9 Jahren. Abstieg 75 min.

Ausrüstung:

  • Snacks (Apfelstücke, Nüsse, Cherry-Tomaten, Gurken, Darvida usw.)
  • Grillsachen (Zeitung, Streichhölzer, Feuerholz) – es hat zahlreiche Feuerstellen unterwegs
  • Wanderschuhe
  • Windjacken
  • Sonnenschutz
  • Pflaster
  • Ein kurzes Seil, um die Kinder bei steilen Passagen stückchenweise zu ziehen

Ein Artikel von Claudia Jucker

Claudia Jucker bloggt auf Hoi Berlin über Familiendinge, Trends und immer häufiger über das Reisen und die schönsten Ecken der Schweiz, stets verbunden mit der Welt. Früher aus Berlin, heute aus Zürich wo sie mit ihrer Familie zuhause ist.

 

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