Mit Kindern die Burg Zug und ihre Geschichte entdecken
Lilis Hinweisen folgen, Rätsel lösen und alles über die historische Burg erfahren.
Die Burg Zug ist Kulisse zahlreicher Märchensonntage (Märlisunntig) und Teil des Altstadtbummels und Detektiv-Trails. Aber bis vor kurzem kam es mir irgendwie nie in den Sinn, mit den Kindern mal die Burg von innen zu bewundern. Ehrlich gesagt, gehe ich nur selten mit meinen Kindern ins Museum. Ich befürchte immer, dass sie zu viel Lärm machen könnten, etwas berühren was sie nicht sollen oder, den gefürchteten Satz «mir ist langweilig», aussprechen. Aber auch Museen werden immer kinderfreundlicher und spannender und auf Kinder zugeschnittene Programme machen den Besuch der Burg auch für die Kleinsten zum Erlebnis.
Schon von den schmalen Gassen der Zuger Altstadt ist die Burg nicht zu übersehen, denn sie thront hoch oben auf dem Hügel umgeben von einer Ehrfurcht einflössenden Mauer. Beim Betreten des Burggeländes stolpern wir über die Comicfigur Lili. Ihre Aufgabe ist es, die jungen Besucher auf ihrem Entdeckungsrundgang zu unterhalten. Wir sehen sie wieder beim Empfang, wo wir den Kartenfächer abholen, welcher die grösseren Kinder durch die Ausstellung führt. Den kleineren Kindern im Vorschulalter gibt Lili eine gelbe Burgtasche mit auf den Weg. Sie ist gefüllt mit spannenden Rätseln und Hinweisen. Unsere Jacken und Taschen lassen wir in der Garderobe und starten mit Lilis Anweisungen unseren Rundgang.
Unsere erste Station führt uns direkt in die Welt der mittelalterlichen Schlachten. Wir erfahren von den mutigen und international gefürchteten eidgenössischen Söldnern und versuchen uns vorzustellen, wie schwer eine solche Rüstung wohl ist. Lilis Hinweise führen uns von Raum zu Raum, manchmal brauchen wir sogar eine Taschenlampe um sie zu lesen. Wir hören Geschichten über Menschen, welche die Burg ihr Zuhause nannten und betreten eine barocke Welt, wo wir Engel zählen.
Den Hinweisen bis in den zweiten Stock folgend, betreten wir den Spielraum. Meine Kinder lassen sich nicht zweimal bitten und es dauert keine Minute, bis sie die vielen Spielsachen bewundert, angefasst und für sich in Anspruch genommen haben. Meine Grossen spielen Schach während meine 5-jährige und ich mit den Jasskarten eine Partie «Tschau Sepp» spielen. Uns interessiert, wieso es in dieser Ritterburg einen Spielraum gibt. Die Antwort finden wir in der Schublade im Schrank: Original Schweizer Spielkarten aus dem 18. Jahrhundert, die bei der Renovation gefunden wurden. Wir fragen uns, ob sie damals auch schon «Tschau Sepp» spielten.
In diesem Raum entdecken wir auch einige der ältesten Tapeten, welche je in der Schweiz gefunden wurden. Zwischen auf dem Computer Tapeten kreieren und den zahlreichen Spielen, hätten wir locker den ganzen Nachmittag in diesem einen Raum verbringen können.
Aber es warten noch weitere Hinweise und Entdeckungen auf uns: So wie die nächsten Räume, die von der französischen Aristokratie inspiriert sind. Wir bewundern einzigartige Privatsammlungen, besichtigen eine Apotheke und singen Lieder in der Schuhmacher-Werkstatt. Lili führt uns weiter in einen Raum voller Buntglasfenster. Hier erfahren wir, dass Zug einst für seine Glasmacherkunst über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt war. Mit Freude beleuchten die Kinder das Riesenmodell der Stadt Zug und beobachten, wie sich die Dinge im Laufe der Zeit verändert haben.
Es gibt noch so vieles zu entdecken hier. Zum Glück gibt es die (fast) monatlichen Erlebnisführungen für Familien, bei denen die Geschichten zum Leben erwachen. (Am letzten Sonntag der meisten Monate).
Den krönenden Abschluss feiern wir auf dem obersten Punkt der Burg. Die Schnappatmung meiner kleinen Prinzessin sagt mehr als tausend Worte: Ein Raum gefüllt mit Büchern, Puppenschlösser zum Spielen und eine Kiste voller Sachen zum Verkleiden, die nicht nur meiner 5-jährigen eine Riesenfreude bereitet. Eine kleine Notiz an mich selbst: Erinnere dich an den Ort, wenn es wiedermal kalt ist und regnet oder als einzigartige Location für eine Geburtstagsparty.
Wie schnell die Zeit vergeht: Wir sind schon am Ende unseres Rundgangs angekommen. Die Türen schliessen um 17 Uhr und wir laufen zurück in Richtung Zytturm. Wir haben Hunger, also ist die nächste Station das Bistro Zum Pfauen, wo wir unseren Besuch in der Burg bei Kuchen und Rivella nochmals Revue passieren lassen und unsere Lieblingsmomente aufzählen. Mein 12-Jähriger liebte das Spielzimmer, für meinen Teenager waren es vor allem die Rätsel. Meine 5-Jährige hingegen kann sich nicht entscheiden, was ihr am besten gefiel – weil aber ein Puppenschloss auf ihrer Wunschliste für Weihnachten steht, nehme ich an, dass es das war.
Ein Artikel von Kristin Reinhard
Die Reisefotografin und Autorin Kristin lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Zug. Als Gründerin von «z’Nüni» teilt sie familienfreundliche Ausflugstipps für die Schweiz und das umliegende Ausland.
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