Ein Familienausflug im Namen des Drachens
Ein Erlebnis voller Spiel, Spass und Action am Kerenzerberg: Kalt und heiss, konzentriert und ausgelassen, lahm und rasant – es hat für alle etwas dabei.

Vor vielen, vielen Jahren, da lebte ein mächtiger Drache in einer grossen Höhle in den Churfirsten. Eines Tages flog dieser über den Walensee – so schnell, dass er voll Karacho in den Mürtschenstock donnerte. Seither hat der Berg da ein Loch, das Mürtschenloch. Der Legende nach fand man vom Drachen nur einen Zahn. Aber angeblich lebt er noch irgendwo am Kerenzerberg.
Genau diesem Drachen wollen wir heute mit unseren drei Drachenjägern (8, 6 und 4 Jahre alt) auf die Schliche kommen. Von Filzbach aus folgen wir einem Teil des Denkwegs und lösen auf der kurzen Wanderung zum Reuteggwald verschiedene Knobelspiele. Denn ohne einen scharfen Sinn finden wir den Drachen eh nicht.
Schattiger Waldspielplatz, geniale Aussicht
Und tatsächlich: Beim Drachenspielplatz steht neben Rutschbahnen, Hängebrücken und Röhrentunnels das Ungetüm – aber nur als hölzerner Nachbau. Wobei «nur» untertrieben ist. Unsere Jungs haben grossen Spass, daran rumzuklettern und spielen ausgelassen. Der wunderbar schattige Waldspielplatz bietet auch diverse Feuerstellen. Wir wollen nach einer ausgiebigen Pause aber weiter und vielleicht doch noch den richtigen Drachen finden.
Zur Sesselbahn-Station nehmen wir noch einen kleinen Umweg. Den Kindern machen wir die Verlängerung mit der möglichen Aussicht auf die Drachenhöhle schmackhaft. Ich kann sagen: Die Höhle erspähten wir nicht, aber der Blick von der Aussichtsplattform Reutegg auf den Walensee ist herrlich.
Bei der Sesselbahn ist dann erstmal Geduld gefragt. Diese dürfte eine der langsamsten der Schweiz sein. Aber wie kommentierte ein Einheimischer: Hier ist es so schön, da braucht man halt Zeit.
Oben wartet eine doppelte Belohnung: Auf der Sonnenterrasse des Berggasthauses Habergschwänd gibt’s Z’Mittag mit Panorama und für die Kinder die nächste Runde austoben auf dem kleinen Drachenspielplatz.
Abkühlung im Bergsee
Weil Bewegung beim Verdauen hilft, wandern wir anschliessend zum Talalpsee. Diese Perle mitten in grandioser Berglandschaft schafft die verdiente Abkühlung. Diverse Feuerstellen laden hier zum Bräteln ein. Unbedingt die Badesachen mitnehmen. Kleine Felsen ragen im See je nach Pegelstand aus dem Wasser oder bilden Untiefen – ideal für eine kurze Pause, wenn man diese schwimmend erreicht hat.
Aber wir sind ja weiterhin auf der Suche nach dem Drachen. Vielleicht versteckt er sich in der Drachenhöhle, die wir gegenüber entdecken. So wandern wir um den See und steigen die wenigen Meter hoch zur Höhle im Karstgestein. Oben angekommen stellen wir fest: Die ist nur rund 15 Meter tief – hier kann kein Drache leben. Oder vielleicht waren wir einfach zu langsam?
Rasante Abfahrt mit Trottis
Um dies herauszufinden, folgt der anstrengendste Teil für unsere drei Drachenjäger: Wir wandern zurück zum Berggasthaus Habergschwänd und besorgen uns Drachenmobile. Die rund 40 Minuten bergauf sind für kleinere Kinder allerdings sehr anstrengend. Vielleicht hilft es, wenn man noch etwas «Drachenmedizin» dabei hat. Wer weniger gut zu Fuss ist, der kann bei der Bergstation auch direkt auf den fahrbaren Untersatz und die Wanderung auslassen.
Die Drachenmobile sind Trottis mit grossen Rädern. Neben Kinder-Trottis (ca. ab 6 Jahren) können kleinere Kinder bei den Erwachsenen vorne auf einem kleinen Podest mitfahren. Die sieben Kilometer lange, asphaltierte Strecke macht mächtig Spass. Die Mietdauer ist leider nur für eine Stunde, weshalb ein Abstecher zum See mit den Trottis nicht drin liegt.
Für uns beginnt die Drachenjagd mit den Trottis nochmals neu. Wir sausen den Berg hinunter, machen auch mal Pause und geniessen die Ausblicke und schattigen Waldabschnitte.
Fast am Ende erkennen wir dann tatsächlich noch ein Lebewesen mit grossen Hörnern. Ein Drache? Nein, nur ein Hochlandrind. Jetzt kann ich’s verraten: Trotz vieler Spuren haben wir den Drachen nicht gefunden. Aber einen Tag voller Spiel, Spass und Action am Kerenzerberg erlebt.

Ein Artikel von Reto Fehr
Der Schweiz-Entdecker beim Newsportal watson.ch radelte mal durch alle Schweizer Gemeinden. Der Dreifach-Papa führt den Rauszeit-Blog und teilt auf Instagram @retofoxfehr die besten Ausflugstipps.